14.06.2019
„Zusammenarbeit mit kommunalen und präfekturalen Archiven im ländlichen Japan: ein Erfahrungsbericht“
Mittwoch, 26. Juni ab 18 Uhr in GABF 04/509
Bekanntermaßen ist die Benutzung von Primärquellen für Historiker unerlässlich. In Europa sind dabei vor allem öffentliche Archive die erste Anlaufstelle für das Auffinden unveröffentlichter Primärquellen. Hier gibt es eine lange Archivtradition, aus der die modernen öffentlichen und professionellen Archive der Gegenwart hervorgegangen sind. Aber wie ist die Situation in Japan?
Zusammenfassend lässt sich vorwegnehmen, dass es in Japan keine mit Europa vergleichbare Archivtradition gibt. Mit dem Aufbau professioneller öffentlicher Archive wurde gar erst in den vergangenen Jahrzehnten begonnen. Selbst das Nationalarchiv in Tokyo (kokuritsu kōbunshokan) wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Im ländlichen Japan gab es ursprünglich überhaupt keine Archive, in denen Präfekturen und Kommunen ihre Dokumente systematisch und dauerhaft archivierten. Auch gegenwärtig werden in den meisten Kommunen kommunale Dokumente, wenn überhaupt, entweder im Rathaus, Museum oder in der Bücherei aufbewahrt, und der Zugang zu den Quellen kann sich als schwierig erweisen.
In diesem Vortrag schildert der Referent seine Erfahrungen mit kommunalen und regionalen Archiven im ländlichen Japan. Dabei wird er auf die Situation im Dorf Miyada und der Stadt Komagane (Präfektur Nagano), im Dorf Nishiawakura (Präfektur Okayama), in der Stadt Tenri (Präfektur Nara), und einigen Beispielen aus der Präfektur Fukuoka eingehen. In letzterer ist mit dem Gemeinschaftsarchiv Fukuoka (Fukuoka kyōdō kōbunshokan) ein professionelles Archiv im Aufbau, das sowohl als Präfekturarchiv, als auch als Gemeinschaftsarchiv aller Kommunen der Präfektur Fukuoka dient.
Sven Kramer ist seit 2019 Assistenzprofessor (jokyō) an der Universität Kyūshū in Fukuoka und forscht zur Geschichte kommunaler Gebietsreformen im modernen Japan. Er studierte von 2004 bis 2008 Japanologie und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2007 bis 2008 und 2009 bis 2011 absolvierte er Studienaufenthalte an der Universität Shinshū in Matsumoto, und ist seit 2011 an der Universität Kyūshū, zunächst als M.A.-Student (bis 2013), dann als Doktorand (bis 2016) und als Research Fellow (bis 2019). Abschluss des Promotionsverfahrens im Jahre 2017 mit einer Arbeit zur landesweiten kommunalen Gebietsreform der 1950er Jahre (shōwa no daigappei).
„Zusammenarbeit mit kommunalen und präfekturalen Archiven im ländlichen Japan: ein Erfahrungsbericht“
Mittwoch, 26. Juni ab 18 Uhr in GABF 04/509
Bekanntermaßen ist die Benutzung von Primärquellen für Historiker unerlässlich. In Europa sind dabei vor allem öffentliche Archive die erste Anlaufstelle für das Auffinden unveröffentlichter Primärquellen. Hier gibt es eine lange Archivtradition, aus der die modernen öffentlichen und professionellen Archive der Gegenwart hervorgegangen sind. Aber wie ist die Situation in Japan?
Zusammenfassend lässt sich vorwegnehmen, dass es in Japan keine mit Europa vergleichbare Archivtradition gibt. Mit dem Aufbau professioneller öffentlicher Archive wurde gar erst in den vergangenen Jahrzehnten begonnen. Selbst das Nationalarchiv in Tokyo (kokuritsu kōbunshokan) wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Im ländlichen Japan gab es ursprünglich überhaupt keine Archive, in denen Präfekturen und Kommunen ihre Dokumente systematisch und dauerhaft archivierten. Auch gegenwärtig werden in den meisten Kommunen kommunale Dokumente, wenn überhaupt, entweder im Rathaus, Museum oder in der Bücherei aufbewahrt, und der Zugang zu den Quellen kann sich als schwierig erweisen.
In diesem Vortrag schildert der Referent seine Erfahrungen mit kommunalen und regionalen Archiven im ländlichen Japan. Dabei wird er auf die Situation im Dorf Miyada und der Stadt Komagane (Präfektur Nagano), im Dorf Nishiawakura (Präfektur Okayama), in der Stadt Tenri (Präfektur Nara), und einigen Beispielen aus der Präfektur Fukuoka eingehen. In letzterer ist mit dem Gemeinschaftsarchiv Fukuoka (Fukuoka kyōdō kōbunshokan) ein professionelles Archiv im Aufbau, das sowohl als Präfekturarchiv, als auch als Gemeinschaftsarchiv aller Kommunen der Präfektur Fukuoka dient.
Sven Kramer ist seit 2019 Assistenzprofessor (jokyō) an der Universität Kyūshū in Fukuoka und forscht zur Geschichte kommunaler Gebietsreformen im modernen Japan. Er studierte von 2004 bis 2008 Japanologie und Geschichte an der Ruhr-Universität Bochum. Von 2007 bis 2008 und 2009 bis 2011 absolvierte er Studienaufenthalte an der Universität Shinshū in Matsumoto, und ist seit 2011 an der Universität Kyūshū, zunächst als M.A.-Student (bis 2013), dann als Doktorand (bis 2016) und als Research Fellow (bis 2019). Abschluss des Promotionsverfahrens im Jahre 2017 mit einer Arbeit zur landesweiten kommunalen Gebietsreform der 1950er Jahre (shōwa no daigappei).